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Sonntag, 1. April 2012

Politik ist Medien-Entertainment


Politik ist nicht die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Frage was moralisch ist und was nicht. Politik im 21. Jahrhundert ist Entertainment, Unterhaltung für übersättigte Medienkonsumenten geworden. Und die Tatsache, dass die Piraten derzeit auf einem Hoch fliegen, liegt im Unterhaltungswert der Partei und ihrer Protagonisten, nicht in ihren Inhalten und Werten. Nichts ist wichtiger, als diesen Hype zu nutzen, um schnellstmöglich Inhalte zu gestalten, die wirklich neu und revolutionär sind. Und außerdem sollten wir so schnell wie möglich alternativen zu „Massenmedien“ im Internet aufbauen. Ansonsten könnte das Interesse und der Zuspruch so jäh enden wie das Interesse an einer Modelanwärterin in „Deutschland sucht den Superstar“, die schon in der zweiten oder dritten Sendung ausscheidet.


POLITIK ALS BÜHNE

Die Medien hatten Karl-Theodor zu Guttenberg und seinen Unterhaltungswert erkannt und ihn systematisch zu einem Politiksuperstar gemacht. Genauso schnell aber nutzten Sie seine Schwächen aus, um daraus ein mediales Schlachtfest anzurichten. Nicht sehr viel anders erging es dem letzten Bundespräsidenten. Sicher waren es ihre eigenen Fehler, die sie zu Fall brachten. Aber die Art und Weise zeigte die Macht der Medien Stars zu erschöpfen und auch sie zu vernichten.

Wenn politische Moderatoren einen Vertreter der Piratenpartei immer die gleichen falschen Fragen stellen z.B. „Warum hat Ihre Partei keine Inhalte“, dann ist das Unterhaltung. Der Moderator stellt die Fragen, die das Publikum zur Unterhaltung erwartet. Der Unterschied zwischen „Wetten dass“ und einer  politischen Talk Show besteht im Wesentlichen in den unterschiedlichen Produktionskosten, nicht in Inhalten und Strategien der Macher dieser Sendungen.

Politische Sendungen, so meine nicht repräsentative Untersuchung, handeln zu 85% von Personalien, und in lediglich 15% geht es wirklich um Inhalte. Und über Inhalte wird auch nur dann berichtet oder diskutiert, wenn sie ausreichend medial wirksam sind. Ehre, Moral und Ethik spielen nur dann eine Rolle, wenn sich Massenmedien heuchlerisch empören können, und mit ihrer Empörung den Geschmack des Konsumenten treffen.

DAS INTERNET IST SCHULD

Die Massen-Medien schimpfen auf das Internet, bauen Redaktionen ab, angeblich weil durch das Internet das Geld fehlt, verhindern Hintergrundrecherchen als zu teuer und beziehen immer mehr Nachrichten aus gleichen Quellen, von einer immer kleiner werden Zahl von weltweit agierenden Nachrichtenagenturen. Soviel zur Meinungs- und Medienvielfalt.

Tatsächlich aber steht das Internet erst an einer unsichtbaren Schwelle, hinter der es diesen Einfluss der Massenmedien, in der von Medienangeboten übersättigten westlichen Welt, kontern könnte. Dies ist der Grund, warum es noch keine Zensur gibt, und nicht demokratische Grundüberzeugungen. Denn dann, wenn die Gefahr besteht, dass sich Öffentliche Meinung gegen die Herrschenden wendet, verbünden sich plötzlich chinesische Zensoren mit Journalisten und Politikern in den USA oder Europa. In allen Fällen geht es um die „Sicherheit des Staates“, um das Verhindern von Falschinformationen, Beleidigungen und Verbrechen.

DAS INTERNET ALS CHANCE

Aber mit immer stärkerer Verbreitung des Internets bietet sich auch die Chance, den Massenmedien das Privileg der Meinungsbildung wieder zu nehmen. Dafür  bedarf es einiger Änderungen, denn  im Moment stellt das Internet lediglich einen Abklatsch der konventionellen Medienmeinung dar. Wer in Google nach einem Thema sucht, wird schnell feststellen, dass die gleichen Medien dominieren, die auch außerhalb des Internets die Meinungen bestimmen. Was benötigt wird ist eine bewusste und intensive Verbreitung von Blogs und Artikeln, die eben nicht von Massenmedien stammen. Dabei sollte man auch solche Links verbreiten, die vielleicht nicht die eigene Meinung wiederspiegeln, aber eine grundsätzliche Bereicherung der Meinungsvielfalt darstellen.

Der Satz von Voltaire: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst“, erhält im digitalen Internetzeitalter eine vollkommen neue Aktualität. Dieser Satz ist die Grundlage einer modernen und aufgeschlossenen Demokratie. Aber er wurde de facto durch die Macht der Massenmedien außer Kraft gesetzt. Zwar darf jeder seine Meinung sagen, aber auf Grund des Getöses, das die Massenmedien machen, hört niemand was man sagt.

Durch das Internet und seine modernen Werkzeuge haben wir aber jetzt die Möglichkeit, diesem uralten Grundprinzip der Meinungsfreiheit und Demokratie wieder zu einer neuen Bedeutung zu verhelfen. Wir sollten einfach weniger die Links der Massenmedien verbreiten, als die Links, die sich kritisch mit den Berichten der Massenmedien auseinandersetzen.

Vielleicht werden dann eines Tages die Menschen nur noch jene Massenmedien besuchen, um die Zeit tot zu schlagen, aber nicht mehr um sich zu informieren. Wir könnten es zumindest versuchen.

DIE „FRAGWÜRDIGEN“ QUELLEN

Leider gibt es natürlich Quellen, Blogs und Artikel im Internet, die eine politische Agenda verfolgen und nicht informieren wollen, sondern agitieren. Aber auch diese Medien enthalten oft Zusammenstellungen von Informationen oder Hinweise, die für die Beurteilung einer Situation nützlich sein können. Das pauschale Abfertigen von zweifelhaften Quellen bedeutet, sich selbst von Informationen abzuschneiden. Eine freiwillige Zensur. Leider sehen dies viele Netzaktivisten anders. Sie unterscheiden zwischen „guter“ und „böser“ Zensur. Auch dagegen sollten wir uns wehren.

Natürlich ist es gefährlich, wenn man durch Zitieren und Verlinken Menschen auf eine Seite führt, die vielleicht neben der verlinkten oder kritisierten bzw. besprochenen Diskussion auch andere, demagogische und/oder Falschinformationen enthält. Aber wir sollten den Internetnutzer für reif genug halten, auf Grund einer entsprechenden Warnung, nicht in die Falle zu gehen.

Schließlich muss man sich vor Augen halten, dass es eine besonders effektive Form der Desinformation gibt, die darin besteht, unliebsame Informationsträger pauschal als „unseriös“ abzutun. Während die Massenmedien einen Orden der Glaubwürdigkeit erhalten. Aus diesem Grund geht mehr Gefahr durch Falschinformationen der Massenmedien aus, als durch propagandistische Seiten eines Internetblogs. Besonders gut war das zu beobachten während des Kosovo Krieges, während des Kriegs der NATO gegen Libyen und aktuell in der Berichterstattung über Syrien und den Iran. (Siehe meine entsprechenden Artikel  zu den Themen).

BAUEN WIR UNS UNSERE EIGENE BÜHNE

Natürlich ist es schön, mit Massenmedien zu flirten. Aber sehr schnell kann auch Berichterstattung der Massenmedien in die Verbreitung von Lügen und Falschinformationen umschlagen. So wie z.B. durch die TAZ-Artikel über das BGE in jüngster Zeit. Wir sollten uns nicht auf die Massenmedien verlassen, sondern unsere eigene, einen Internetmedienwelt aufbauen. Indem wir Blogs viel stärker vernetzen und gegenseitig zitieren und verlinken. Schaffen wir eine Alternative. Frei von wirtschaftlichen und politischen Einflussnahmen, ohne Zensur und ohne versteckte Agenda.

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