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Dienstag, 15. Mai 2012

Die Lügen von R2P – Teil 4


Schon immer waren „humanitäre Gründe“ beliebt um politische Gründe für einen Krieg zu vertuschen. Diese Entwicklung ist in diesem Jahrzehnt so offensichtlich und eindringlich geworden, dass sie die Idee Staaten übergreifender humanitärer Hilfe auch gegen den Willen der dort Herrschenden, grundsätzlich in Gefahr bringt. Als Deutschland den ersten Angriffskrieg nach dem 2. Weltkrieg, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, ohne UNO Mandat gegen Jugoslawien und damit den Kosovo Krieg startete, da glaubte ich wirklich an Gefahr in Verzug und humanitäre Gründe. Dass deutsche Politiker in dieser Form die Wahrheit verschleiern würden, wie sie es taten (1), hatte ich nicht für möglich gehalten. Was folgte war eine menschliche Tragödie, die erst durch den Krieg ausgelöst wurde und ein Kosovo, das heute als Zentrum des europäischen Verbrechens beschrieben wird. (2) Aber es gab auch einen weiteren großen Krieg im vorigen Jahrhundert, den 1. Golfkrieg, der auf einer Lüge aufbaute, und unter dem Vorwand der Humanität schreckliche Gräueltaten auslöste (3). Zum ersten Mal wurde eine PR-Agentur entlarvt, die Millionen US-Dollar erfolgreich in die Verbreitung von Lügen investierte. um einen Krieg auszulösen. Was dann aber nach der Jahrtausendwende folgte, war eine Aneinanderreihung von Kriegen die alle mit humanitären Gründen gerechtfertigt wurden.

DAS 21. JAHRHUNDERT – ALLE KRIEGE „HUMANITÄR“

2001 – Afghanistan, bereits besprochen (4)
2003 – 2. Irakkrieg, bereits besprochen (4)
2006 – Libanonkrieg, bereits besprochen (5)
2007 – Bürgerkrieg Sri Lanka, Analyse folgt
2008 – Kaukasus-Konflikt 2008, bereits besprochen  (5)
2011 – Libyenkrieg, Analyse folgt

Prof. Noam Chomsky sagte in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung am 23. Juli 2009 dazu (6):

NATO UND DER KOSOVOKRIEG
 An  diesem Punkt klappert das Skelett im Schrank schon ganz heftig. Ein  Grund dafür ist die Tatsache, dass Großmächte einseitig ihr eigenes  „Gebiet der Jurisdiktion“ erklären können. Die OAS und die AU können das  zwar nicht, aber wohl die NATO. Und sie tut es. Die NATO erklärte  einseitig, dass ihr Gebiet, in dem sie die Jurisdiktion ausübt, den  Balkan einschließt. Aber sie wendet dies nicht gegen NATO-Partner selbst  an, die in der südöstlichen Türkei in den 1990er Jahren schreckliche  Verbrechen gegen Kurden begingen. Dies war nicht auf der Agenda, und  zwar wegen der entschlossenen militärischen und diplomatischen  Anstrengungen der Clinton-Administration, und mit Hilfe der anderen  NATO-Staaten. 
1. IRAKKRIEG
Die  sich wie von selbst ergebende Interpretation eines Zeitgewinns  unterstützte die Anwendung von R2P. Dabei wurde aber natürlich nicht an  die Prinzipien der Irak Sanktionen gedacht, die vom Sicherheitsrat  angewandt wurden. Sie waren von zwei Direktoren des „Öl für  Nahrung“-Programms als „Völkermord“ bezeichnet worden, und beide  Direktoren Denis Halliday und Hans von Sponck, kündigten aus Protest  gegen die Sanktionen. 
AFGHANISTAN
Die  NATO hat sogar erklärt, dass ihr „Gebiet der Jurisdiktion“ sich auf  Afghanistan und darüber hinaus erstreckt. Der General-Sekretär Jaap de  Hoop Scheffer informierte auf einem NATO-Treffen im Juni 2007, dass die  „NATO-Truppen die Pipelines, die Öl und Gas in den Westen transportieren  beschützen müssten“. Und darüber hinaus hätte sie die Seewege zu  schützen, die durch Tanker genutzt würden, sowie andere wichtige  Infrastruktureinrichtungen für die Energieversorgung. Diese Ausdehnung  der Rechte, abgestimmt nur mit der Internationalen Kommission, ist im  Prinzip auf die NATO beschränkt. Und es ist eine radikale Verletzung der  Prinzipien des Corfu Channel und seiner Folgeerklärungen, und dies  öffnet die Tür für die Anwendung von R2P als eine Waffe, imperialen  Willen nach Belieben durchzusetzen. 
Die letzten beiden, noch nicht besprochenen Kriege sind vielleicht auch diejenigen, die die Heuchelei und den Missbrauch von humanitären Gründen und der UNO deutlich macht.

BÜRGERKRIEG IN SRI LANKA

Professor Noam Chomsky hielt am 23. Juli 2009 vor der UN Generalversammlung eine Rede über R2P in der er das Beispiel von Ost-Timor beleuchtete. Er sagte:
„Der Fall von Ost-Timor ist ausgesprochen  instruktiv. In einer persönlichen Nachricht legte ich darüber vor dem  Vierten Komitee in 1978 Zeugnis ab. Zu diesem Zeitpunkt erreichten die  Verbrechen das Niveau „der Vernichtung {einer Bevölkerungsgruppe} durch  Verbrechen gegen die Menschlichkeit, durch Taten, die gegen die  Bevölkerung von Ost-Timur gerichtet waren“. Um mit den Worten der  späteren, von der UN-finanzierten Wahrheitskommission zu sprechen. Aber  Großbritannien und Frankreich unterstützten es, zusammen mit Australien  und anderen Ländern, die das heute noch bis ins Jahr 1999 tun, dem Jahr,  in dem die Gräueltaten wieder extrem anstiegen. Nach dem Schlusstaumel  staatlichen Terrors im September 1999, der den größten Teil des Landes  zerstörte, der bisher nicht betroffen gewesen war, sagte Sandy Berger,  die Beraterin für Nationale Sicherheit, dass die USA die Aggressoren  weiter unterstützen würde. Sie erklärte, dass „ich denke, dass wir  niemals eine Doktrin artikuliert haben, dass wir überall dort, wo es ein  humanitäres Problem gibt, eingreifen werden“. R2P verschwand in der  üblichen Art und Weise. 
Um  die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in diesem Fall zu unterbinden,  hätte es keinerlei Bomben bedurft, auch keiner Sanktionen, oder  irgendeiner Aktion, außer der Entziehung der Unterstützung. Das wurde  kurz darauf klar gestellt, als … Clinton, unter erheblichem nationalen  und internationalen Protest die Beteiligung der USA offiziell beendete.  Die Invasoren zogen sich sofort zurück, und die UN-Friedensmission  konnte vorrücken, ohne auf Armeeeinheiten zu stoßen. Genau das hätte  schon zu jedem anderen beliebigen Zeitpunkt im vorherigen  Vierteljahrhundert passieren können. Erstaunlicherweise wurde diese  furchtbare Geschichte schon bald umgedeutet in einen Verdienst von R2P,  ein Versuch, der so beschämend ist, dass einem die Worte fehlen, das zu  beschreiben.
Ähnliches konnten wir dann erneut in Sri-Lanka beobachten. (9)
„Am 25. Januar 2009 wurde Mullaitivu von der sri-lankischen Armee eingenommen. Die LTTE verlor damit die letzte noch von ihr kontrollierte Stadt.[40] Im Kampfgebiet waren nach Angaben der Vereinten Nationen rund 250.000 Zivilisten eingeschlossen.[41][42] Im Mai konnte das Militär auch den letzten von der LTTE kontrollierten Küstenstreifen einnehmen.[43][44] Der Machtbereich der LTTE konzentrierte sich nur noch auf eine wenige Quadratkilometer große Region im Nordosten der Insel.
Die Kämpfe zwischen der LTTE und der sri-lankischen Armee forderten im Frühjahr 2009 tausende von Todesopfern unter der Zivilbevölkerung, bis zu 200.000 Menschen mussten die von den Rebellen gehaltene Region verlassen und konnten nur unzureichend versorgt werden. Angesicht der humanitären Situation hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 13. Mai 2009 erstmals eine offizielle Stellungnahme zum Bürgerkrieg in Sri Lanka formuliert und die Konfliktparteien aufgefordert, sich für die Sicherheit der noch eingeschlossenen Bevölkerung einzusetzen und die Flüchtlinge zu versorgen.[45]
Was in Wikipedia so nüchtern klingt, und von den westlichen Staaten stillschweigend als „Krieg gegen Terroristen“ akzeptiert wurde, war in Wirklichkeit eine ethnische Säuberung: (10)
„Während des letzten Angriffs in Sri Lankas Krieg vom letzten Jahr hatte Karan sein Moped bis zum äußersten strapaziert, um das Ausmaß des Krieges und insbesondere die Kriegsopfer festzustellen. Als einer der wenigen tamilischen Journalisten in der Kriegszone schätzte er, „dass die Zahl der Toten vom 14. Januar bis 25. April mindestens 8000 betragen, wenn ich meine Aufzeichnungen dazu zusammenrechne“. Das sind in etwa eintausend Opfer mehr als die UN annimmt. Was den umstrittenen Blutzoll der dann folgenden letzten drei Wochen angeht und den die UN auf ungefähr 20.000 schätzt, weigerte er sich diesen zu beziffern, da er nicht mehr in der Lage gewesen war, sein Moped durch die heftigen Artillerieangriffe zu fahren. „Ich kann Ihnen sagen, was ich persönlich gesehen habe, aber ich möchte nichts wiederholen, was ich nur von anderen gehört habe“, sagte Karan.
Nach offiziellem Kriegsende kam er ins Internierungslager Vavunya, welches von der Regierung zur Sperrzone erklärt wurde, sowohl für die zahlreiche Hilfsorganisationen, als auch erst recht für unabhängige Beobachter wie z.B. auch JournalistInnen. Karan wurde am 20. Mai der letzte, an dem Tag neu errichteten „Zone 4“ zugeteilt. Jetzt ist Karan aber weder in dem Lager noch überhaupt in Sri Lanka. Er schaffte es, zu fliehen und über die Hauptstadt Colombo schließlich Sri Lanka ganz zu verlassen, ein Land, welches als für JournalistInnen am gefährlichsten überhaupt gilt.“
Die tamilischen Flüchtlinge irren heute durch Asien und werden von Land zu Land abgeschoben oder in Lagern interniert, in denen sie in unmenschlichen Bedingungen leben müssen. Entführungen, Ermordungen und Vertreibung waren die Mittel, mit der die Zentralregierung die Heimat der Tamilen „befriedete“. Unter dem wohlwollenden Nicken der westlichen Länder. (11)

Deutsche Massenmedien waren nicht interessiert an Berichten. Einzig die linke Tageszeitung „Neues Deutschland“ erbarmte sich, und zahlte einer koreanischen Journalistin, die ihre Gesundheit, wenn nicht ihr Leben für diese Artikel riskierte, lächerliche Beträge, die noch nicht einmal Bruchteile der Reisekosten deckten.

DIE LIBYENLÜGE

Zur letzten großen Lüge bisher in diesem Jahrtausend, der Libyenlüge. Eine gute Zusammenfassung bietet Uwe Ness auf Seiner Internetseite (12):
„„Nach 26.323 Lufteinsätzen und 9.658 Angriffen[1] stellte die NATO Ende Oktober die Bombardierung Libyens ein, nachdem der UNO-Sicherheitsrat die Resolution 1973, die am 17. März verabschiedet worden war, aufgehoben hatte. "Allein die Verlängerung der Gewaltanwendung noch nach der offenkundigen Entmachtung Gaddafis dürfte Tausende Libyer eben jenes Leben gekostet haben, das zu schützen der Auftrag der NATO gewesen ist", so Prof. Dr. Reinhard Merkel, Völkerrechtler an der Universität Hamburg in einem bemerkenswerten Aufsatz[2].“
Wie es dazu kam, beschreibt die AG Friedensforschung in ihrem Artikel über die Genese des Konflikts (13) :
„Am 19. März begannen westliche Länder gegen das Libyen Gaddafis einen Krieg. Er hat bereits die Länge des 78 Tage währenden NATO-Krieges gegen das Jugoslawien Milosevics überschritten. Die US-Regierung setzte am Tag nach dem Kriegsbeginn scheinheilig in die Welt, "der Einsatz in Libyen werde Tage nicht Wochen dauern." (FAZ 21.3.11) Dabei hatte die NATO bereits eine Frist von 90 Tagen angesetzt, nun hat sie den Krieg bis – vorerst – Ende September verlängert. Ein Ende ist nicht abzusehen.
...Und in der Times lesen wir von Cameron und Obama, sie hätten damit "eine humanitäre Katastrophe verhindert." (Handelsblatt.com, 24.5.11) Die wahren Gutmenschen schlechthin?!
Konkret gemeint ist Donnerstag, der 17. März. Gaddafis Truppen hatten einen Monat nach Beginn der Rebellion verlorenes Terrain zurückerobert und vor den Toren Bengasis stehend mit dem Angriff auf die Rebellenhochburg gedroht. Beispielhaft sei hier focus.de zitiert: Gaddafi sagte "am Donnerstagabend in einer telefonischen Ansprache im Staatsfernsehen: 'Die Stunde der Entscheidung ist gekommen.' Aufständischen, die ihre Waffen niederlegten, werde er eine Amnestie anbieten. Für diejenigen, die nicht kapitulierten, werde es dagegen 'keine Gnade und kein Mitleid' geben" (focus.de, 17.3.11). Symptomatisch für die Stimmung hierzulande ist die Überschrift im Handelsblatt am 18.3.: "Ohne Flugverbot droht in Libyen Völkermord."
Eine andere Bewertung dieser Ankündigung Gaddafis entnehmen wir dem Boston Globe vom 14. April 2011. Der Professor für öffentliche Angelegenheiten an der Universität von Texas, Alan J. Kuperman, schreibt: "Gaddafi (hat) niemals mit einem Massaker an der Zivilbevölkerung in Bengasi gedroht, wie Obama behauptete. Die Warnung 'es werde kein Pardon gegeben' vom 17. März richtete sich ausschließlich gegen die Aufständischen, wie die New York Times berichtete. Zudem habe der libysche Machthaber denjenigen eine Amnestie versprochen, die 'ihre Waffen wegwerfen', Gaddafi bot den Rebellen sogar einen Fluchtweg und offene Grenzübergänge in Richtung Ägypten an, um einen 'Kampf bis zum bitteren Ende' zu vermeiden." (The Boston Globe, 14.4.11, A.J Kuperman: False pretense for war in Libya?)

Am selben Abend, dem 17.3., hatte der UN-Sicherheitsrat dann mit der Resolution 1973, diesen Angriff einer "Koalition von Willigen" mandatiert. Libanon hatte die Resolution als Vertreterin der Arabischen Liga eingebracht und sie wurde mit 10 Ja-Stimmen und 5 Enthaltungen angenommen. Sie beinhaltet im Wesentlichen Folgendes: Sie "verlangt eine sofortige Waffenruhe, und ein vollständiges Ende der Gewalt und aller Angriffe und Missbrauchshandlungen gegen Zivilpersonen; sie ermächtigt "die Mitgliedsstaaten, [...], alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen , [...] um von Angriffen bedrohte Zivilpersonen und von der Zivilbevölkerung bewohnte Gebiete in Libyen, einschließlich Bengasis, zu schützen, unter Ausschluss ausländischer Besatzungstruppen jeder Art in irgendeinem Teil libyschen Hoheitsgebiets." Und "beschließt, ein Verbot aller Flüge im Luftraum Libyens zu verhängen, um zum Schutz der Zivilpersonen beizutragen." Darüber hinaus wird das bestehende Waffenembargo bekräftigt, Reiseverbote gegen die libysche Führung werden erlassen. Außerdem werden die Vermögenswerte von libyschen Banken im Ausland und der großen Nationalen Ölgesellschaft NOC eingefroren."
Es ist unmöglich die ganze Vorgeschichte in diesem Artikel wiederzugeben. Aber die Verdrehung, Propaganda im Vorfeld der Entscheidung der UN war ungeheuerlich.

DIE GRÖSSTE KRIEGSLÜGE

Im Libyenkrieg war die größte Lüge, die, dass Gaddafi Zivilisten gezielt bombardieren würde.
„Um die Frage nach dem Luftwaffeneinsatz gegen Zivilpersonen zu beantworten, genügt die Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Linksfraktion (DS 17/5409 vom 21.4.11): "Der Bundesregierung liegen keine detaillierten Informationen über Angriffe der libyschen Luftwaffe auf Zivilisten vor." (Vgl.: Amtlich bestätigt: Die Kriegslügen über Libyen)“
Wenn man diese Kriegslüge heute den Befürwortern des Libyenkrieges vorhält, zitieren sie Aussagen von geflüchteten Piloten und Artikel in Zeitschriften. Womit klar wäre, wer heute über Krieg und Frieden entscheidet.

Aber nicht nur im Vorfeld wurde gelogen und verschleiert. Auch die zivilen Opfer während der Bombardierung wurden verschwiegen, ja das Gegenteil wurde behauptet. Heute werden 40.000 Tote durch NATO-Bomben eingeräumt, Friedensaktivisten schätzen die Zahl der Opfer auf das Doppelte. Menschenrechtsorganisationen, die von institutionellen Spendern aus den NATO-Ländern finanziert werden, beschränken sich auf die Beschreibung von Einzelfällen, die exakt dokumentiert sind, und weigern sich eine Gesamtopferzahl zu nennen (14).

Der Krieg war, wie so viele vorher, illegal und Menschen verachtend. (15) Und der Missbrauch des UN-Mandats für einen völkerrechtswidrigen Krieg führte dazu, dass nunmehr eine Mehrheit für ein humanitäres UN-Mandat in der UNO schwerer zu erlangen ist als vorher. Im Syrienkonflikt wurde von Russland ausdrücklich das Beispiel Libyen als Grund genannt, einer einseitigen Verurteilung des syrischen Regimes nicht zuzustimmen.

Als dann Regierungschefs westlicher Staaten, die früher den Diktator hofierten, nun erleichtert und sichtlich erfreut von seinem Lynchmord freudig erregt wurden, erreichte das Niveau von Moral und Ethik einen Teifstand, den man in diesem Jahrtausend nicht erwartet hätte. (16) Und schließlich war es ein Krieg, bei dem die Bundesregierung trotz scheinbarer Abwesenheit, gegen das Grundgesetz verstieß. (17)

Was aber endgültig ein Schlag ins Gesicht jener ist, die behauptet hatten, diesen Krieg für die Menschen und die Humanität zu führen, ist das Ergebnis des Krieges: Ein zerstörtes Land, zerstörte Strukturen, Folter, Verfolgung und Ermordung wie vorher nicht gesehen.
„Seit Ende des Bürgerkrieges wurden mehr als 6000 Menschen verhaftet, bisher ohne offizielle Anklage oder Aussicht auf einen Prozess.[73] In den Internierungszentren der Stadt Misrata, die nicht dem Nationalen Übergangsrat, sondern der dortigen Revolutionsbrigade unterstehen, werden Gefangene gefoltert. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen stellte bei insgesamt 115 Gefangenen Verletzungen durch Folter fest.[16] Die Folterverhöre, von denen einige tödlich verliefen, wurden vom militärischen Geheimdienst NASS geführt. Die Behörden vor Ort hatten die Forderungen der Hilfsorganisation nach einem Ende der Folter ignoriert.[74] Nach Bekanntwerden des Foltertods des ehemaligen libyschen Botschafters in Frankreich in Sintan erklärte Justizminister Ali Hamida Aschur, die Verantwortlichen würden vor Gericht gestellt; die von Folter-Vorwürfen betroffenen Gefängnisse befänden sich überwiegend nicht unter der Kontrolle des Übergangsrates.[75][17] (18)
EPILOG

Schließen möchte ich mit einem weiteren Zitat von Chomsky aus seiner bereits erwähnten Rede:
"Genauso  wenig denkt man heute daran, die Menschen im Gaza-Streifen zu schützen,  obwohl es die Verantwortung der UN wäre, sie, zusammen mit dem Rest der  „geschützten Zivilisten“ unter der Genver Konvention zu schützen, und  ihnen ihre fundamentalen Menschenrechte zu verschaffen. Nichts  Ernsthaftes wurde unternommen, um die schlimmste Katastrophe in Afrika  zu verhindern. Oder .. gegen die vielleicht größte Katastrophe in der  Geschichte der Welt überhaupt: Im Östlichen Kongo, erst vor wenigen  Tagen, berichteten BBC Reporter, dass multinationale Konzerne den  illegalen Handel mit wertvollen Mineralien betreiben, und damit den  mörderischen Konflikt finanzieren. 
In  einer anderen Region wurden nicht einmal die schwächsten Vorschriften  von R2P angewandt, um grauenhafte Hungersnöte in armen Ländern zu  verhindern. Die UN hat kürzlich geschätzt, dass die Anzahl der  Hungernden über eine Milliarde Menschen beträgt. Gleichzeitig verkündete  das World Food Programm der UN drastische Kürzungen der Hilfe, weil die  reichen Länder ihre ohnehin mageren Anteile weiter reduzierten, um das  Geld zur Rettung der Banken zu verwenden. 

Vor  einigen Jahren berichtete UNICEF, dass jeden Tag 16.000 Kinder aus  Mangel an Nahrung stürben, viele davon wegen eigentlich leicht zu  heilender Krankheiten. Die Zahlen sind heute noch höher. Alleine im  nördlichen Afrika, sterben so viele Menschen wie während der Morde in  Ruanda, aber nicht in 100 Tagen, sondern an einem einzigen Tag.  Natürlich gibt es viele Warnungen, aber keinen Gedanken daran, R2P hier  anzuwenden, obwohl es sehr einfach wäre, wenn der Wille dazu bestehen  würde. ..."
Jeder der sich heute für einen „humanitären Krieg“ einsetzt, muss sich ernsthaft hinterfragen, ob er nicht in Wirklichkeit durch andere Motive bewegt wird. Viele gutwillige Menschen lassen ihre Wut und ihren Ärger, der durch Berichte in den Massenmedien und Propagandaveranstaltungen hoch gezüchtet wird, in solche Kriegs-Forderungen münden, ohne dass sie sich ernsthaft über die Folgen bewusst sind. Später wollen sie sich eine Fehleinschätzung nicht eingestehen.

Wer wirklich humanitär eingreifen will, der darf nicht aus der Luft ein Land in das Mittelalter zurück bomben, sondern der muss mit Bodentruppen echten Schutz von Zivilisten gewährleisten, ohne aber politische Ziele zu verfolgen. Das ist schmerzhaft und verlustreich, aber die einzige Möglichkeit, Menschen zu schützen, statt Menschen zu schädigen. Denn immer in den vergangenen 100 Jahren, auch beim Einsatz der modernsten „intelligenten“ Waffen, waren die Zivilisten die wirklichen Leidenden. Und immer wieder waren Regimewechsel, die mit Waffengewalt erzwungen worden weder nachhaltig, noch demokratisch legitimiert.

Seit dem Beginn des Afghanistan- und Irakkrieges kamen im „Krieg dem Terror“ unter dem Banner des Schutzes von Zivilisten vor Terroristen und „Massenvernichtungswaffen“, ca. 1 Million Menschen ums Leben. Das Zehntausendfache von dem, was durch Terroristen an Morden begangen wurden. (7) Der allergrößte Teil der Opfer bestand aus Zivilisten (8) und die Zahl der Kriegsverbrechen durch die den Krieg führenden Parteien auf beiden Seiten ist unzählbar.

Wenn wir jetzt lesen, dass die USA im Mittelmeer Manöver veranstaltet, bei denen „unkonventionelle Waffen“, also Massenvernichtungswaffen bzw. taktische Nuklearwaffen, mit eingeplant sind, kann man sich vorstellen, wie die Spirale der Gewalt weiter gehen wird. Wenn schon heute mehr Opfer auf der Strecke geblieben sind, als jemals durch eine befürchtete Bedrohung egal welcher Art, zu befürchten gewesen wäre, mag man sich die Katastrophe kaum ausmalen, die durch die zunehmende Kriegs-Rhetorik in der Krise um die angeblichen Atomwaffenpläne des Iran entstehen könnte.

Daher muss jemand, der sich wirklich um das Leben und die Gesundheit von Zivilisten, oder besser gesagt allen Menschen, auch der Soldaten, Sorgen macht, sorgfältig prüfen, inwieweit seine Entscheidung für einen Krieg rechtlich, rational, moralisch, ethisch vertretbar ist.

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(1) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p.html und
http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p-teil-2.html

(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Kosovokrieg

(3) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p.html

(4) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p-teil-2.html

(5) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p-teil-3.html

(6) http://www.un.org/ga/president/63/interactive/protect/noam.pdf

(7) http://www.heise.de/tp/artikel/27/27181/1.html
http://www.news.de/politik/855040038/opferzahlen-rekord-in-afghanistan/1/

(8) http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001

(9) http://de.wikipedia.org/wiki/Sri_Lanka

(10) http://www.schoenes-thailand.de/startseite/politik/5406-sri-lankas-modell-f-thailands

(11) http://www.schoenes-thailand.de/startseite/politik/6815-sri-lanka-die-zukunft-thailands
http://www.lanka-advocacy.org/2011/01/20/ein-brief-des-verschwundenen-a-letter-of-the-diasppeared/ http://www.lanka-advocacy.org/2011/01/

(12) http://www.uweness.eu/krieg-in-libyen.html

(13) http://www.uweness.eu/genese-des-konflikts.html

(14) http://www.amnesty.de/2012/3/19/libyen-die-vergessenen-zivilen-opfer
http://www.hrw.org/de/news/2012/05/14/nato-zivile-opfer-libyen-untersuchen
http://www.zeit.de/2011/49/Fluechtlingspolitik

(15) http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Libyen/unesco.html

(16) http://www.uweness.eu/death-sells-gaddafi.html

(17) http://www.taz.de/!76598/


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