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Samstag, 28. Juli 2012

Wettermanipulation ohne Verschwörungstheorie

Seit Jahrzehnten sind die fliegenden „Regenmacher“ des Königs von Thailand die letzte Hoffnung für Bauern in manchen Gebieten, wenn über Monate kein Regen gefallen war. Und es gibt Berichte, die den Service verherrlichen und behaupten, dass feldgenaue Bewässerung möglich wäre. Was natürlich grenzenlos übertrieben ist. Auch stehen die Kosten des königlichen „Regenmachens“ in keiner Relation zu alternativen Bewässerungen wie Investitionen in Wasserleitungen, Brunnengrabungen, Tanklastertransporte u.ä. Aber sie sind ein Beweis für die Tatsache, dass seit Jahrzehnten gewisse Wettermanipulationen schon zum Standard gehören. Wenn auch mehr aus politischen, denn wirtschaftlichen Gründen.

Das erstmalige Impfen von Wolken zur künstlichen Erzeugung von Regen wurde schon im Jahr 1880 in den USA durchgeführt, und dann von amerikanischen Wissenschaftlern ab 1946 systematisch untersucht. Heute nutzen China, Israel, Russland, Kanada, Australien, Neu-Seeland, Thailand, Jordanien, Argentinien, Süd-Afrika und Mexiko, diese Technik. Allerdings gibt es auch erhebliche Kritik an diesem Service.

Einer der Hauptgründe für die Kritik sind die hohen Investitionen, weil viele Flugzeuge benötigt werden, sowie die hohen und immer stärker steigenden Betriebskosten, die den wirtschaftlichen Einsatz gegenüber Investitionen in Wasserleitungen und Brunnen, dem Anlegen von großen Zisternen, usw. als unwirtschaftlich erscheinen lassen. Darüber hinaus wird immer wieder von einer Beeinflussung der Bodenoberfläche durch die Chemikalien gesprochen. Während Indien angeblich noch unentschlossen ist, ob Versuche weiter geführt werden sollen, beschreibt Times Online Entwicklungen in China im Jahr 2004:

„Wolken zu beimpfen ist eine zunehmende Praxis in China, um gegen Trockenheit anzukämpfen. Ein großer Teil des Landes leidet unter Wassermangel, und viele Wasservorräte fallen auf einen alarmierenden Tiefstand. ... In vielen Städte und Regionen werden Raketen und sogar Flugabwehrraketen genutzt, um die Wolken zu beimpfen, und viele lokale Verwaltungen haben spezielle Wetterbüros eingerichtet, um Wasser vom Himmel bringen zu können."
Die Beimpfungstechnik, die in den 1940iger Jahren erfunden wurde, wird durch das Injizieren von Partikeln in den Wolken durchgeführt. Die Partikel dienen als Kern die Kondensation. Wassertropfen hängen sich an die injizierten Partikel und fallen als Regen oder Schnee auf den Boden. Die ersten Versuche bestanden aus dem Impfen mit Trockeneis, oder Kohlendioxyd, die als Pellets von einem Flugzeug auf die Wolken gesät wurden. Später begannen Wissenschaftler damit, Silberjodid zu benutzen, weil sich dieses als bessere Substanz herausstellte.
".... "Einige Studien zeigen, dass das Beimpfen von Wolken die Niederschlagsmenge um 30% steigern kann, aber einige warnen vor den Auswirkungen auf die Umwelt.“
Neben Silberjodid wurde später Calcium Chlorid in Thailand eingesetzt. Nach Thailand kam der künstliche Regen im Rahmen eines Projektes zur Bekämpfung des kommunistischen Aufstandes, wie „Susi Wong“ auf New Mandala beschreibt.
„... Die USA haben Thailand diese Technologie des "Regenmachens" gegeben, und zwar als Teil des Programms gegen Aufstände während des Höhepunktes des kalten Krieges".
Während des kalten Krieges war der Nordosten ein Kerngebiet der Kommunisten. Um die Herzen und Köpfe der Bewohner der ländlichen Bewohner wieder zurück zu gewinnen, empfahl die USA sozio-ökonomische und politische Maßnahmen. Das Versagen in Süd-Vietnam hatte der USA gezeigt, dass Militärmacht alleine nicht funktioniert. Die Politik war es, das Einkommen der Bauern zu steigern, denn das sah man als Maßnahme an, um sie von den Kommunisten zurück zu gewinnen. Wenn die Bauern Reis zweimal im Jahr anbauen können, würde sich das Armutsproblem von alleine verringern. Um Reis zwei Mal im Jahr ernten zu können, benötigte man aber künstlichen Regen. Die USA lieferte die Technologie zusammen mit zwei C130 Flugzeugen, als Teil des Programms zum Niederschlagen des Aufstandes. Die Monarchie erklärte, dass der Regen königlich wäre. Und wegen des Lèse Majèsté -Gesetzes, darf die Wahrheit nicht ausgesprochen werden.“
Wer noch mehr über das „Wettermachen“ in Thailand lesen will, sollte AMS Journals Online lesen. Bei der wissenschaftlichen Untersuchung ging es darum die Berichte  von Ergebnissen der Wolkenbeimpfungen in Thailand zu überprüfen. Auf Newsflash.org wurden die Ergebnisse im Dezember 2007 zusammenfasst und angezweifelt. (4) Wobei aber in erster Linie die Konsteneffizienz in Zweifel  gezogen wurde.

Und das ist kein Wunder. Die Bangkok Post berichtete am 18.03.2008:
„Mache Regen statt Krieg

Die Air Force benutzt in diesem Sommer zwei Alpha Jets, um dem Landwirtschaftsministerium bei seinen Regen schaffenden Operationen zu helfen. Der Luftwaffenchef Itthaporn Subhawong erklärte gestern, dass die Luftwaffe die Jets im letzten Jahr an seine Majestät den König abgegeben hätte, und dass diese Jets die Regen schaffenden Operationen unterstützen würden.

Die beiden in Deutschland gefertigten Jets sind mit Wolken machenden (gemeint ist vermutlich identifizierenden) Instrumenten ausgerüstet, und benutzen Silber Jodid Kügelchen, um die Regen erzeugende Substanz in einer Höhe von ca. 20.000 Fuss (ca. 6000 Meter) abzugeben.

ACM Itthaporn sagte, dass die Luftwaffe auch zwei spezielle Verteiler gebaut hätte, um Regen aus warmen Wolken zu erreichen. Die Instrumente wurden in ein AU-23 Peacemaker Flugzeug installiert.

Im letzten Jahr hatte die Luftwaffe 618 Flüge, 770 Flugstunden für Regenmachen aufgewandt, und fast 900 Tonnen von Chemikalien verwendet. Die Operationen dieses Jahres begannen am Dienstag und das erste Flugzeug wurde in die Ubon Ratchathani Provinz geschickt. Der Erfolg des Regenmachens liege bei 85 bis 95%.

Die Airforce hat 400 Soldaten und 15 Flugzeuge in Betrieb. Vier BT-67 und drei NOMAD Transportflugzeuge, sechs AU-23 Jagdflugzeuge und zwei Alpha Jets von der Staffel 23 in Udon Thani. Die Stationen für das Regenmachen befinden sich in Lop Buri, Ubon Rachathani, Surat Thani und Chiang Mai.“
Diese Art der Bewässerung erfolgt aus politischen Gründen, nicht wirtschaftlichen Gründen. Denn immer wenn man davon hört, folgt der Nachsatz, dass die künstliche Beregnung auf eine Initiative und Patente von König Bhumibol zurück geht.

Überschlagen wir die Kosten aus dem Artikel: 770 Flugstunden, 900 Tonnen Chemikalien und Personal … Die Kosten dürften grob geschätzt bei ca. 2 Millionen Euro liegen. Nicht gerechnet die Investitionen für Flugzeuge und Ausrüstung, Ausbildung etc. Rechnet man die Anschaffungskosten der 15 Flugzeuge, die ja immer wieder erneuert und ersetzt werden, kommt man schnell zu dem Schluss, dass diese Investition und Kosten im Laufe der Jahrzehnte wesentlich sinnvoller in landgestützte Bewässerungsanlagen gesteckt worden wäre.

Wer also behauptet, dass Wetterbeeinflussung aus politischen Gründen Science Fiction wäre, muss sich den Vorwurf machen lassen, wieder einmal mit Totschlagargumenten gegen eine vernünftige und sachgerechte Diskussion von ernsthaften Problemen anzugehen. Indem möglicherweise absichtlich übertriebene und in die Irre führende Fantasien zum Anlass genommen werden, jede Diskussion über das Thema zu verhindern.

Eine äußerst gute Zusammenfassung der heutigen Diskussion ohne die versponnenen Auswüchse von Phantasten der rechten Szene oder von Scientology findet man in einem (5), der die Entwicklungen in den USA in den Vordergrund stellt, wobei das Thema nicht wirklich ein exklusives US-Thema, sondern ein globales Thema ist. Nur dass die US-Veröffentlichungen offen mit dem Thema umgehen.

FAZIT

Es gibt eine UN-Resolution, die Klimamanipulationen zu politischen bzw. Kriegszwecken untersagt. Aber einige Länder, darunter die USA haben die Resolution nicht unterzeichnet. Wer eine Diskussion über das Thema abwürgt, weil ein paar rechte Spinner übertriebene politische Thesen, oder Scientology vielleicht sogar bewusst extreme in die Irre führende Behauptungen aufstellen, muss sich fragen lassen, in wessen Interesse er agiert.

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(1) http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/article468587.ece

(2) http://asiapacific.anu.edu.au/newmandala/2009/03/12/super-sandwich-for-northern-thailand/

(3) http://journals.ametsoc.org/doi/full/10.1175/1520-0450%282000%29039%3C1160%3AROTTWC%3E2.0.CO%3B2

(4) http://www.newsflash.org/2004/02/si/si002460.htm

(5) http://usacontrol.wordpress.com/2012/07/20/wetter-als-waffe/

1 Kommentar:

  1. Nicht zu vergessen ist, Holger Strom hat zu dem Thema interessantes, seriöses und fundiertes geschrieben.

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