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Dienstag, 7. April 2015

Gründe des Irans, Westen zu misstrauen

Abschuss eines iranischen
Verkehrsflugzeuges
Quelle:Wikipedia

Es gibt sicher mehr als 6 Gründe, als Iraner den USA gegenüber vorsichtig zu sein. Sieht man alleine, den von den USA unterstützten Krieg des Irak, der fast eine ganze Generation von jungen Männern ausgelöscht hat, oder in jüngster Zeit, die fünf ermordeten Atomwissenschaftler, und den Cyber-War Angriff, mit Stuxnet und anderer Schadsoftware. Aber Jon Schwarz hat einmal sechs historische Gründe zusammen gefasst, die dem Beobachter einen neutraleren Blick auf die Beziehungen zwischen den USA und seinen Verbündeten, erlauben sollen. Bemerkungen in eckigen Klammern hinzugefügt.
"Es ist schwer für einige US-Amerikaner [und ihre verbündeten Europäer], zu verstehen, warum die USA so entschlossen zu sein scheinen, mit dem Iran wegen seiner nuklearen Fähigkeiten, eine Vereinbarung zu finden, wenn man andererseits die großen Demonstrationen im Iran sieht, auf denen immer wieder "Tod Amerika" gerufen wird. ...

Aber wenn man unsere Geschichte, die wir mit dem Iran teilen, kennt, kann man erkennen, woher diese Gefühle stammen. Sie haben leicht verständliche Gründe, so sie so ärgerlich und ängstlich vor uns zu sein. Wir haben ihnen Dinge angetan, sagen wir Norwegen hätte uns das angetan, dann würden wir auch durch die Straßen laufen, und schreien "Tod Norwegen"! Unglücklicherweise haben die USA und ihre Verbündeten, nicht nur dem Iran schreckliche Dinge angetan, nein, wir waren nicht einmal höflich genug, uns daran zu erinnern [,ganz zu Schweigen, sich zu entschuldigen].

Wenn wir uns an diese Geschichte erinnern, heißt das nicht, dass wir damit übereinstimmen, dass der IRAN Interkontinentalraketen mit Nuklearsprengköpfen besitzen sollte. Es bedeutet lediglich, dass man sich bewusst darüber wird, wie absurd manche Kritik klingt, dass die [jüngsten] Vereinbarung die USA schwächen würden, oder dass wir mit dem Iran ein schlechtes Geschäft geschlossen hätten, wie der republikanische Senator Lindsey Graham es ausdrückt: dass der Iran Obama nicht genügend fürchten würden. Es ist genau das Gegenteil: Dies ist die beste Vereinbarung, die die USA bekommen konnte, denn es war das erste Mal in 35 Jahren, der Beziehung der USA mit dem IRAN, dass diese Beziehungen nicht nur von purer Angst angetrieben wurden.

1. Der Gründer von Reuters News kaufte den Iran im Jahr 1872


Nasir al-Din Shah, der Schah des Iran von 1848 bis 1896, verkaufte dem Baron Julius de Reuter die Rechte, alle Bahnlinien und Kanäle, die meisten Minen, alle Regierungswälder und die zukünftige Industrialisierung zu bestimmen. Der bekannte britische Politiker Lord Curzon nannte es "die vollständigste und außerordentlich gründlich Unterwerfung der gesamten industriellen Ressourcen des Königsreichs in ausländische Hände, von denen jemals jemand hätte träumen können". Die Iraner waren so wütend darüber, dass der Schah den Verkauf ein Jahr später zurück nehmen musste.

2. Die BBC half der CIA 1953 den iranischen Premierminister Mohammad Mosaddegh zu stürzen.


Als wäre der Reuters-Deal nicht genug gewesen, um bei den Iranern einen Groll gegen die westlichen Medien entstehen zu lassen, so übertrug die BBC einen Geheimcode, um Kermit Roosevelt (Teddys Enkel) zu helfen, die Basis, für einen amerikanischen und britischen Staatsstreich, gegen [den demokratisch gewählten Präsidenten] Mosaddegh zu führen. [Und damit einen demokratischen Staat zu zerstören, der neben Israel der einzige nicht totalitäre der Region war.] BBC Persien half auch dabei, Putschisten-Propaganda zu verbreiten, die von der britischen Regierung angeordnet war. Und schon bald [nach dem Putsch] trainierten die USA den iranischen Geheimdienst, wie man Iraner mit CIA-Methoden verhörte, Methoden, von denen man sagte, dass sie "von den Methoden der deutschen Nazis aus dem 2. Weltkrieg abstammten".

3. Wir hatten umfangreiche Pläne, Atomwaffen gegen den Iran einzusetzen.


Im Jahr 1980 war das US-Militär besessen von der Idee, dass die Sowjetunion die Iranische Revolution dazu nützen könnte, den Iran zu besetzen, und die Straße von Hormuz, in den Persischen Golf, zu schließen. Also entwickelte der Pentagon einen Plan: Falls die Sowjets ihre Truppen zusammen ziehen sollten, würden sie mit kleinen Atombomben die Gebirgspässe zerstören, um die Verbindungen zu schließen, die die Sowjetunion benötigen würde, um in das Land einzudringen.

Also wir würden ja die Kernwaffen nicht gegen den Iran, sondern nur IM Iran einsetzen. Der Pentagon-Historiker David Crist drückt es so aus: "Niemand dachte darüber nach, wie die Iraner ein solches Szenario bewerten würden." Aber vielleicht wären sie ja zufrieden damit, so wie wir zufrieden wären, wenn Minnesota dem Erdboden gleich gemacht würde, damit Kanada nicht die Kontrolle über den Golf von Mexiko übernehmen kann. "Kein Problem", würden wir sagen, "Unser Heim ist euer Heim".


4. Führend US-Köpfe haben wiederholt direkt gedroht, den Iran vollkommen zu zerstören.


Es ist nicht nur John McCain mit seinem Lied "Bomb bomb bomb Iran". Admiral William Fallon, der im Jahr 2008 als Chef von CENTCOM in den Ruhestand ging, sagte im Jahr 2008 über den Iran, dass "Diese Kerle sind Ameisen. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir sie vernichten". Admiral James Lyons Jr., Kommandeur der US-Pazifik-Flotte in den 1980er Jahren, sagte, dass wir vorbereitet wären, "sie zurück ins 4. Jahrhundert zu schicken". Richard Armitage, seinerzeit stellvertretender Verteidigungsminister, erklärte, dass wir überlegten, ob wir "den Iran komplett zerstören sollten". Milliardär und Präsidenten-Macher Sheldon Adelson, trat dafür ein, im Iran, in einer Wüste, einen präventiven Kernwaffenschlag auszuführen, und diesen Atomwaffenangriff dann möglicherweise auf stärker bewohnte Gegenden auszuweiten.

Die am meisten ernstzunehmende Absicht[, Kernwaffen gegen den Iran einzusetzen], ist Obamas "2010 Nuclear Posture Review" zu entnehmen. Darin wird festgestellt, dass wir keine Kernwaffen "gegen nicht Nuklear-Staaten einsetzen werden, die Mitglied des Atomwaffensperrvertrages sind, und sich in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Vertrages verhalten". Also gibt es da nur ein Land, das nicht in diese Kategorie passt. Wir sagten, dass wir kein Land mit Kernwaffen angreifen würden, das nicht selbst bereits Kernwaffen besitzt, mit einer Ausnahme, den Iran. Verständlicherweise sah sich der Iran als Zielscheibe eines Atomangriffes und war ziemlich empört darüber.
[Erwähnt werden sollte, dass die USA selbst vielfach und grundsätzlich gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen, und jeden Versuch, eine Region kernwaffenfrei zu machen, vehement bekämpfen.]

5. Wir schossen ein ziviles iranisches Linienflugzeug ab und töteten 290 Menschen, darunter 66 Kinder.


Am 3. Juli 1988 patrouillierte die USS Vincennes im Persischen Golf, und schoss den Flug Iran Air 655 vom Himmel. Die New York Times hatte 1983, als die Sowjetunion versehentlich ein südkoreanische Flugzeug abgeschossen hatten, diese Tat als "Mord im Himmel" bezeichnet und in einem Leitartikel geschrieben: "es gibt keine vorstellbare Entschuldigung dafür, ein harmloses Linienflugzeug abzuschießen". Nach dem Luftschlag der Vincennes schrieb ein Leitartikel der TIMES, dass das Schicksal, das dem Flug 655 widerfahren war, "ernsthafte Fragen für den Iran aufwirft". Ja Sie lasen richtig, für den IRAN. Zwei Jahre später, erhielt der Kommandeur von der US-Marine den höchst anspruchsvollen Orden "Legion of Merit Commendation".

[Besonders interessant ist dieser Fall durch die westliche Medienreaktion nach dem Abschuss von MH017 über der Ukraine.]

6. Wir fürchten uns vor iranischen Kernwaffen, weil sie uns von eigenen Militärschlägen abhalten könnten.


Unsere Rhetorik gegenüber dem Iran erscheint vollkommen sinnbefreit: Glauben die Führer der USA wirklich, der Iran würde einen nuklearen Erstschlag gegen die USA führen, obwohl das Land sicher sein kann, dann durch einen zu erwartenden nuklearen Zweitschlag, dem Erdboden gleich gemacht zu werden?

Selbst die konservativen außenpolitischen Experten wissen, dass das höchst unwahrscheinlich ist. Sie sind nicht darüber besorgt, dass wir den Iran von einem Angriff abhalten könnten - sie sind darüber besorgt, dass der IRAN UNS davon abhalten könnte. Wie Thomas Donelly, einer der besten Iran-Analysten am American Enterprise Institute, es im Jahr 2004, zum Ausdruck brachte: "Die Aussicht auf einen atomar bewaffneten Iran ist ein Alptraum ... wegen der bedrohlich einschränkenden Wirkung auf die US-Strategie, für den größeren Mittleren Osten. ... Die sicherste Abschreckung einer US-Aktion [gemeint ist Krieg] ist ein funktionierendes Atomwaffenarsenal."

Diese Aussicht, dass wir uns davor schützen müssen, dass andere Länder in der Lage sind, uns vom Krieg führen abzuhalten, ist ein Fundament des Glaubens des US-Establishments, und das war tatsächlich der angekündigte Hauptgrund für die Invasion des Iraks."
Der Autor Jon Schwarz ist mit seiner Seite www.tinyrevolution.com bekannt für dissidente Meinungen. Aber sein Artikel erscheint sogar noch etwas zu kurz geraten zu sein. So vernachlässigt er vollkommen den Irak-Iran-Krieg, also den so genannten 1.Golfkrieg. Ohne die Unterstützung der USA, hätte Saddam Hussein niemals den Iran angegriffen. Die USA hatten nicht nur alle möglichen Waffen, sondern auch äußerst "umstrittene" Waffen, wie Giftgas, geliefert.

Der 1. Golfkrieg


Wikipedia weiß:
"Der Irak wurde seit 1975 mit Lieferungen von technischem Gerät und Know-how von 50 internationalen Firmen, darunter 24 aus den USA, versorgt, die das ganze Spektrum von atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen sowie Raketentechnologie umfasste."
Außerdem belieferte die westliche Welt mit großer Freude BEIDE Konfliktparteien und verdiente dabei beachtlich. Wieder Wikipedia:
"Waffen und materielle Unterstützung an beide Kriegsparteien lieferten: Äthiopien, Brasilien, Chile, VR China, DDR, Frankreich, Italien, Nordkorea, Österreich (Noricum-Skandal), Spanien, Schweden, Schweiz, USA, UdSSR und Vereinigtes Königreich. Die USA lieferten – neben den Waffenverkäufen im Rahmen der Iran-Contra-Affäre – an den Iran verdeckt über Südkorea Ersatzteile für die F-4 Phantom II und mittels Taiwan, Argentinien und Südafrika Munition."
Am Ende war das Ziel des Westens erreicht. Beide Parteien waren stark geschwächt, ohne dass aber die Balance der Macht zerstört worden wäre. Insbesondere waren beide Länder hoch verschuldet.

Wikipedia:
"Noch heute gelten nahezu 600.000 Hektar Fläche mit geschätzten 16 Millionen nicht beseitigter Minen als Hinterlassenschaft des Ersten Golfkrieges, die nach Schirin Ebadi täglich drei Todesopfer kosten."

US-Sanktionen gegen den IRAN


Die USA hatten nicht nur durch vom CIA gefälschte Informationen Sanktionen im UNO-Sicherheitrat durchgesetzt, sondern viele darüber hinausgehende Behinderungen der iranischen Wirtschaft, insbesondere hinsichtlich des weltweiten Zahlungsverkehrs, international durchgesetzt. Dadurch entstanden den Menschen des Landes erhebliche Problem im täglichen Leben, in der Gesundheitsversorgung und vielen anderen Bereichen. Die USA verhängten Milliarden-Dollar-Strafen gegen europäische Banken, weil sie angeblich gegen die US-Sanktionen verstoßen hatten. Was dazu führte, dass Länder über-vorsichtig reagierten, und im Zweifel auf jedes Geschäft mit dem IRAN verzichteten.

Die Liste ließe sich weiter führen. Aber wer interessiert ist, kann das selbst recherchieren. Die entscheidende Erkenntnis aber schon aus diesen Zeilen, sollte sein, dass der Iran allen Grund hätte, jede Vereinbarung mit den USA äußerst kritisch zu prüfen, und selbst nach Abschluss, eine gewissen Skepsis zu behalten.




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