Juli 2015, BRICS und SCO

Quelle:China Daily

Wie schon mehrfach in diversen Artikeln erwähnt, wird der Juli 2015 zu einem entscheidenden Monat für die Weltpolitik. Nicht nur, dass der Vertrag über die Nutzung atomarer Energie, Ende Juni abgeschlossen werden soll, was derzeit von mir als unrealistisch angesehen wird. Vielmehr nehme ich an, dass die Vertragsverhandlungen sich in den Juli hinein strecken werden. Und dann kommen gleichzeitig zwei wichtige globale Ereignisse zum Zuge. Vom 9. bis 10 Juli 2015 findet in Ufa, Russland, die nächste Sitzung der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) statt. Zeitgleich mit der Sitzung der BRICS-Staatengruppe. Und auf diesen Veranstaltungen kann man Entscheidungen erwarten, die die Welt verändern könnten. 

Quelle: Wikipedia

Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO)

SCO ist im Prinzip eine internationale Verteidigungsorganisation, von denen viele Analysten behaupten, sie wäre als Gegenstück zur NATO gedacht gewesen. Sie wurde am 15. Juni 2015 von den sechs Ländern China, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan, gegründet. Angeführt wird die multinationale Organisation von China und Russland, was auch Kasachstan einschloss. Beobachter-Status haben die Länder Afghanistan, Indien, Iran, Mongolei und Pakistan. Die Länder Weißrussland, Türkei und Sri-Lanka, haben einen Status als Dialogpartner. Die Mitgliedsstaaten umfassen schon jetzt eine Fläche von 30 Millionen Quadratkilometer bzw. drei fünftel Eurasiens, mit einer Bevölkerung von 1,455 Milliarden Menschen, was ein Viertel der Gesamtbevölkerung der Erde ausmacht. Arbeitssprachen sind Russisch und Chinesisch.


In den letzten Monaten sind innerhalb der SCO / BRICS-Staatengruppe einige Entscheidungen gefällt worden, die den USA überhaupt nicht behagen. Zuallererst natürlich die Gründung einer eigenen Entwicklungsbank durch die BRICS-Staaten, denen inzwischen, trotz Warnungen aus Washington, viele Verbündete der USA beigetreten sind. Dann ist da zum Anderen der begonnene Bau einer Pipeline vom Iran nach Pakistan, der lange durch Einsprüche aus Washington auf Eis gelegen hatte, bis jetzt China erklärte, die Pipeline zu bauen.

Dann erst kürzlich die Vereinbarung Russlands, aus dem Iran, Öl im Tausch gegen Waren, ohne den Umweg über den so genannten "Petrodollar", zu beziehen. Der Verzicht auf den Dollar als Weltzahlungsmittel, der durch Russland und China konsequent bei allen größeren Geschäften jetzt durchgezogen wird, bedeutet einen Frontalangriff auf die finanzielle Schlagkraft der USA. Nur auf Grund des Status der US-Währung als "Weltwährung", kann sich das Land die schier unvorstellbare Verschuldung leisten. Sinkt der Bedarf an US-Dollar aber weltweit, fließen diese Dollarsummen zurück in die USA und verursachen dort Inflation. D.h. je weniger Länder in Dollar handeln, desto kleiner wird der finanzielle Handlungsspielraum der USA.

Aber natürlich stört auch die angekündigte Lieferung von Luftabwehrraketen vom Typ S300 die USA, und noch mehr Israel. Auch wenn es sich nicht um den neuesten Typ eines Raketen- und Flugzeugabwehr-Systems handelt, kann es bei geschicktem Einsatz, das Risiko eines Angriffskrieges gegen den Iran drastisch erhöhen. Und durch die Tatsache, dass Russland auch noch die bisher nur China, als einzigem Land, gelieferte S400, auch in den Iran liefern könnte, hat sich Putin auch noch Verhandlungsspielraum erhalten.

Diese Intensivierung der Beziehungen Russland, Iran, Pakistan, entgegen den "Bedenken" der USA, wird m.E. dazu führen, dass ein Aufnahmeantrag des Iran in die SCO, im Juli in Ufa, angenommen werden könnte. Da wir gerade bei neuen Mitgliedern sind: Pakistan, auch eine Atommacht, gehört ebenfalls zu den heißen Aspiranten für eine Mitgliedschaft. Durch den kürzlichen Beschluss des Parlaments des Landes, keine Truppen in den Krieg Saudi-Arabiens gegen den Jemen zu schicken, könnte auch ein Versuch der Abnabelung von der finanziellen Unterstützung Saudi Arabiens sein. Und als Folge wäre ein Beitritt sowohl in die BRICS-Ländergruppe, als auch die SCO, ein logischer Schritt.

Quelle: Ufacity.info

BRICS

Die BRICS-Länder sind Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika. Diese fünf Schwellenländer hatten, bis zur Ukraine-Krise, jährliche Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung von 5 bis 10 % (zum Vergleich: EU max. 2 %), weshalb einige Prognosen voraussagen, dass sie bis 2050 die G8-Staaten überflügeln könnten.

Die derzeitigen Massendemonstrationen in Brasilien, werden zum Teil den Bemühungen der USA zugeschrieben, das Land zu destabilisieren, um damit auch die BRICS-Staaten zu schwächen. Andererseits darf man im Juli erwarten, dass die BRICS-Gruppe weitere Mitglieder aufnehmen wird, und dadurch ein noch größeres Potential entwickelt. Im Gespräch sind z.B. Indien, die 240 Millionen Demokratie Indonesien, das größte muslimisch geprägte Land der Welt, Korea und die Türkei. Sogar die ASEAN-Länder sind als zukünftige Partnerländer im Gespräch, was ich selbst aber derzeit für vollkommen unwahrscheinlich halte.

Quelle: Wikipedia

Alleine die Tatsache, dass SCO und BRICS an einem Termin, und an einem Ort tagen, und das noch in Russland, das angeblich durch die Sanktionen isoliert wäre, zeigt, dass diese Organisationen sich enger verbinden werden. Und dass Russland eine besondere Rolle dabei spielen wird. 

Besonders interessant wäre die mögliche Wendung, dass Indien Mitglied der BRICS-Gruppe wird, und Pakistan Vollmitglied in der SCO. 

Die Konsequenzen

Während die USA bemüht sind, Indien gegen China zu positionieren und auszuspielen, und Pakistan gegen Indien, wäre diese "teile und herrsche" - Politik dadurch dramatisch gefährdet. Wenn Indien und China, im Rahmen von BRICS, kooperieren, und mit Pakistan und Indien, über die Verbindung BRICS-SCO, ihre Beziehung verbessern, kann die Welt sich ändern.

Die Aufnahme des Iran in die SCO, würde für einen Angreifer des Landes das Risiko in sich bergen, mit Russland und China in einen Krieg einzutreten. Der Eintritt Indiens in die BRICS-Gruppe, würde die Rolle der USA im Indischen Ozean und im westlichen Pazifik drastisch verringern.

Hoffen wir, dass der wankende Hegemon dies nicht zum Anlass für einen Amoklauf nimmt. Glücklicherweise findet die nächste Präsidentschaftswahl erst im Jahr 2016 statt. Jeder der bekannten Kandidaten, und wahrscheinlichen Gewinner, ist gefährlicher für den Weltfrieden einzuordnen, als Barrack Obama.

Jeder, der an Frieden interessiert ist, wird mit Interesse das gewaltlose Zusammenwachsen der BRICS und SCO-Staaten begrüßen. Denn nur so kann das ungehemmte Hegemonie-Streben einer einzigen Nation, durch das Beispiel einer multipolar organisierten Staatengemeinschaft, unter Kontrolle gehalten werden.