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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Saudi Arabien und die Zerstörung des Jemens

Quelle: Wikipedia
Ich hatte schon ganz zu Beginn des drohenden Krieges im Jemen gefordert, die Houthis alleine zu lassen, sie sogar in ihrem Kampf gegen AlKaida Terroristen zu unterstützen. Aber das Gegenteil fand statt, obwohl ich, wie andere, warnten, dass der Jemen das Vietnam der Saudis werden könnte. Wo steht der Krieg heute, wo Saudi Arabien?

Als Ergebnis der monatelangen Luftschläge von Saudi-Arabien, mit Hilfe der USA, enstand ein humanitäres Desaster, das die westlichen Regierungen versuchen, so lange wie möglich zu ignorieren. Der Kopf des Internationalen Roten Kreuzes, Peter Maurer, erklärte, dass der Jemen nach fünf Monaten aussähe, wie Syrien nach fünf Jahren

Seit seinem Besuch im Jemen stieg die Opferzahl auf 5700 wovon praktisch die Hälfte Zivilisten waren. Nahrungsmittel- und Wasserversorgung ist zusammen gebrochen, 2,3 Millionen Menschen sind als Binnenflüchtlinge unterwegs, und 120.000 flohen ins Ausland.

Während sich das Schlachtfeld in einen blutigen Morast verwandelt, ist kein Ende in Sicht. Schlecht ausgebildete Soldaten aus Saudi Arabien haben bewiesen, dass sie den schlachterprobten Houthis nicht standhalten können. Auch wenn es ihnen gelang, die Houthi-Kämpfer aus der südlichen Hafenstadt Aden zu vertreiben, so kontrollieren diese doch noch den nördlichen Teil des Landes, einschließlich der Hauptstadt Sanaa, und sie belagern Taiz, das ungefähr auf einem Viertel des Weges zwischen Aden und Sanaa liegt.

Die angebliche Koalition, die Saudi-Arabien zusammen geschnürt hat, bricht derweil auseinander. Zuverlässige Quellen berichten, dass die Saudis sich mit den Vereinigten Arabischen Emiraten überworfen haben, und dass die VAE ihr Truppenstärke auf 2000 Mann reduziert hätten, und dafür einige hundert kolumbianische Söldner geschickt hätten.

Der saudische Marionetten-Regierungschef, Abd Rabbuh Manur Hadik, zieht auch nicht mehr wirklich mit, da sein Vize, Khaled Bahah, bereit zu sein scheint, mit den Houthis einen Kompromiss auszuhandeln, und derweil seine eigene Machtbasis ausbaut.

Viele dieser Entwicklungen sind Fehler von Muhammad bin Salman, der der Lieblingssohn des Königs, von dessen dritten Frau, ist, der zum obersten Richter und Verteidigungsminister gemacht wurde. Offiziell ist Muhammad 35, aber vermutlich ist er erst 29 Jahre alt, was ihn zum jüngsten Verteidigungsminister der Welt machen würde. Er ist ein Absolvent der König Saud Universität in Riad, und ein Produkt des engstirnigen Bildungssystems, das den Koran und religiöse Überlieferungen, über Wissenschaft und Analyse erhebt. Und er wurde groß gezogen, mit dem Hass auf Christen, Juden, Schiiten und Ausländer im allgemeinen.

All das ist zu gut erkennbar in der Art, wie bin Salman den Krieg führt. Seit Vietnam hatte jeder militärische Konflikt bewiesen, dass alleine nur mit Luftüberlegenheit, kein Krieg gewonnen werden kann. Sondern dass Bodentruppen die schmutzige Arbeit des "Säuberns" übernehmen müssen. Aber Saudi Arabien hat nicht viele Kämpfer, die gewillt sind, ihr Leben für eine gierige und viel zu große saudische Königsfamilie zu opfern. Weshalb klar wird, warum er zurückhaltend damit war, Truppen in das raue Gebiet des Jemen zu schicken, in denen hoch motivierte Houthi-Kämpfer, sich auskennen, wie in ihrer Westentasche.

Während also Saudi Arabien über Monate zögerte, Bodentruppen in den Kampf zu schicken, konnten die Houthis noch tiefer eingraben. Das eigentliche Ziel der Saudis war natürlich nicht, die Houthis zu schlagen, sondern den Iran zu demütigen, den sie als geheimen Kopf des Aufstandes, gegen ihre regionale Hegemonie, ansahen. Und sie wollten den USA zeigen, dass das Königreich in der Lage war, sich selbst zu behaupten.

Aber nichts von beiden gelang. Weder konnte der Iran wesentlich getroffen werden, noch konnte Saudi Arabien seine militärische Stärke beweisen, und je länger die Houthis widerstehen, desto klarer wird, dass die Saudis nicht einmal in der Lage sind, in ihrem eigenen Hinterhof, gegen barfüßige Kämpfer, anzukommen, die mit Waffen kämpfen, die teilweise noch aus dem Korea- oder Vietnamkrieg stammen.

Vier Wochen nach dem Angriff auf den Jemen hatte Riad verkündet, dass "die Mission erfolgreich war", indem die Bedrohung der Sicherheit von Saudi Arabien und anderer Staaten beseitigt worden wäre, in dem die schweren Waffen und ballistischen Raketen der Houthis zerstört worden wären. Aber einige dieser Raketen müssen wohl übersehen worden sein, denn nur wenige Tage später ging der Luftkrieg wieder los.

DEUTSCHLANDS VERBRECHEN

Deutschland macht sich mitschuldig, hier teilnahmslos zuzuschauen, wie ein hochgerüstetes, diktatorisch, mit mittelalterlichen Regeln agierendes Land, sein Nachbarland zerbombt, zerstört, die Menschen in die Flucht oder den Hunger bombt.

Zuerst hat man Saudi Arabien hochgerüstet, das Land als Stabilitätsfaktor der Region bezeichnet, viel Geld damit in gewissen Kreisen verdient. Jetzt fürchtet man, dass diese Waffen, sollte das Königshaus stürzen, in die Hände radikaler Islamisten fallen könnte.

Dabei übersieht man, dass ebendiese, auch wenn sie jetzt drohen, auch gegen Riad zu marschieren, von Saudi Arabien unterstützt werden, so wie nun die Terroristen im Jemen im Vormarsch sind, weil die Houthis sie wegen der Angriffe aus Saudi Arabien nicht mehr wie vorher bekämpfen können.

Und so nimmt Deutschland den vorherigen Fehler, Waffen und Unterstützung geliefert zu haben gegen Öl-Dollars, als Grund, nun den neuen Fehler zu begehen, einem Vernichtungskrieg tatenlos zuzusehen, und eine der schlimmsten Diktaturen der Welt zu stützen.

SAUDI ARABIEN IM MITTELALTER

Saudi Arabien hat die Anzahl der Exekutionen in diesem Jahr verdoppelt, auf ca. 151. Das Land unterstützt die Terroristengruppe Al Nusra, die ein Al-Kaida Ableger in Syrien ist. Frauen werden nach wie vor barbarisch behandelt. Eine ausländische weibliche Küchenhilfe sollte gesteinigt werden, wird nun vermutlich, auf Grund eines internationalen Aufschreis, humaner getötet. Und der Unterschied zum Islamischen Staat, auch ISIS oder DAESH genannt ist kaum zu erkennen, außer an der Luftwaffe, deren Piloten teilweise durch Deutschland ausgebildet wurden, um nun auch hunderte von Schulen und Krankenhäuser im Jemen zu bombardieren.

Da wurde der liberale Blogger Raif Badawi zu tausend Peitschenhieben verurteilt (was seinen sicheren Tod auf Raten bedeutet hätte), weil er seine Meinung offen ausgesprochen hatte. Ein 74 jähriger Brite, Karl Andree, wurde zu 350 Peitschenhieben verurteilt, weil er das Verbrechen begangen hatte, eine Flasche Wein im Auto zu transportieren. Drei junge Schiiten wurden zum Tode verurteilt, weil sie am Arabischen Frühling teilgenommen hatten, als sie noch Teenager waren. Ein Scheingericht hatte den religiösen schiitischen Führer Nimr al-Nimr zum Tode verurteilt, weil er sich gegen Diskriminierung und Unterdrückung ausgesprochen hatte. Und ein 35-jähriger Dichter, Ashraf Fayadh wurde wegen Atheismus und Apostasie zum Tode verurteilt. Und diese Liste ist längst nicht abschließend.

Saudi Arabien hatte im März ein drakonisches "Anti-Terrorismus"-Gesetz erlassen, das alles verbietet, von Atheismus bis "Zwietracht in der Gesellschaft zu verbreiten". Was von Analysten als Anzeichen gesehen wird, dass jede Liberalisierung im Keim erstickt werden soll, denn das Königshaus hat furchtbare Angst, sonst dem Schicksal der Sowjetunion zu folgen. Deshalb wird man auch weiter die Zügel immer stärker anziehen, noch brutaler, noch unkontrollierbarer gegen das eigene Volk, und Feinde in der Nachbarschaft, vorgehen. Der blutige Überlebenskampf einer mittelalterlichen Gesellschaftsordnung, unterstützt mit deutschen High-Tech-Waffen.

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