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Samstag, 14. Februar 2015

Der Hegemon strauchelt?

Wieder einmal haben die USA versucht, einen "RegimeChange" zugunsten "den westlichen Werten" zugeneigten Kräften in einem Land zu organisieren. Diesmal in Venezuela. Gescheitert aber an dem Widerstand junger Offiziere.  Und es war nicht der erste Putsch der USA in Venezuela.


Wikipedia hat nachgezählt und nennt über 20 "RegimeChange" der USA seit dem 2. Weltkrieg.   Jedoch darf man getrost davon ausgehen, dass es in Wahrheit wesentlich mehr waren. Schließlich sollen die Hintermänner von Staatsstreichen ja nicht unbedingt bekannt werden. Beispiel: In der Liste fehlt der Maidanputsch in der Ukraine, weil wir gerade davon sprachen.

Bemerkenswert ist, wie stoisch die Menschen trotzdem die USA als ihren Freund, und als Gönner ansehen. Und das, obwohl die letzten beiden Präsidenten der USA klar gemacht haben, dass sie zwar gerne mit der UNO, gegen identifizierte Feinde, marschieren, falls die UNO aber nicht will, gerne auch alleine. Unter völliger Missachtung von Völker- und Menschenrechten.

Wenn Staatenführer es wagen, dem Imperium die Stirn zu bieten, bekommen sie seltsame Krankheiten, stürzen mit dem Flugzeug ab, werden in Skandale verwickelt, oder im Notfall wird das Land eben mit Bürgerkrieg oder Angriffskrieg überzogen. (Jeder Artikel braucht ein bisschen Verschwörungstheorie).

Aber Widerstand regt sich. Was wir derzeit erleben, ist der Beginn einer Phase, in der sich Länder, Völker, Nationen, Regionen, beginnen, gegen den selbsterklärten Welt-Hegemon aufzustehen. Etwas Ähnliches gab es schon einmal. Vor ziemlich genau 100 Jahren. Die Entwicklung kulminierte nach dem 2. Weltkrieg in dem Verlust der letzten Kolonien. Es war das Ende der Kolonialzeit.

Interessant ist nun, dass die USA in dieser Phase andere Mächte zwangen, auf Kolonien zu verzichten. Allerdings war es im Interesse der USA. War doch dieser Verzicht die Voraussetzung für die USA, selbst zur hegemonialen Macht Nr. 1 aufzusteigen. Und aus dem Niedergang des Kolonialismus zogen die USA den Hauptnutzen in einem nun beginnenden Neokolonialismus.

DAS ENDE DES NEOKOLONIALISMUS?


Der Beginn dieses Kampfes um Selbständigkeit, kann ziemlich genau mit dem Jugoslawienkrieg in Verbindung gebracht werden. Damals zog Deutschland in den ersten Krieg seit dem 2. Weltkrieg. Der natürlich auch wieder illegal und völkerrechtswidrig war, wie sogar Altkanzler Schröder freimütig zugab.

Deutschland hatte sich als treuer Vasall des Imperiums erwiesen. In der gleichen Periode lockte der erste Präsident Bush, den Diktator Saddam Hussein, in die Kuweit-Falle, und legitimierte so den "zweiten Golfkrieg" bzw. ersten Irakkrieg. Die bekannte "Brutkastenlüge" wurde nach dem Krieg als Marketing-Glanzstück bekannt. Während die Kuweit-Falle, mehr unter Historikern und Politikwissenschaftlern diskutiert wurde. Jedenfalls gaben die USA ursprünglich dem IRAK ganz klar grünes Licht für die Invasion Kuweits.

Dieser Krieg führte zur Schwächung einer aufstrebenden Macht in der Region, die zu starke Züge der Selbständigkeit entwickelt hatte. Und die Wirkung der dahin betriebenen Politik, beide streitenden Regionalmächte, also den Iran und den Irak, gegeneinander aufzuhetzen, und beide mit Waffen zu beliefern, ließ nach. Dann machte Saddam Hussein den Fehler, mit einem Verkauf seines Öls auf EURO-Basis zu liebäugeln. Dazu kam es aber nicht mehr. Es folgte der 2. Irakkrieg, begründet mit der Massenvernichtungswaffen-Lüge, und das Land wurde endgültig zurück ins Mittelalter gebombt, und in sich streitende Teile geteilt, vermutlich für immer als Regionalmacht vernichtet.

Als die Taliban in Afghanistan sich weigerten, eine Pipeline zu akzeptieren, und dann noch passend dazu, Terroristen in ihrem Land Unterschlupf gewährten, war Afghanistan ein weiteres Kriegsziel. Also wurde auch Afghanistan um Jahrzehnte zurück geworfen. Eine Marionettenregierung wurde eingerichtet. Und wieder war Deutschland als dankbarer Vasall mit von der Partie. Voll schlechten Gewissens, nicht im illegalen Krieg gegen den Irak mitmarschiert zu sein. Auch hier wurde das Hauptsächliche Ziel der USA erreicht, nämlich zu verhindern, dass sich Allianzen zwischen Afghanistan, dem Iran bis hin zu Syrien bilden.

Wo wir beim Stichwort wären. Syrien. Aber zunächst zum Iran, dem Hautpverbündeten Syriens in der Region. Seit 30 Jahren wird behauptet, der IRAN stünde ein Jahr vor dem Fertigstellen der Atombombe, und das Land wurde aus diesem Grund von den USA mit einem Handelskrieg, und mit Cyber-War überzogen. Nicht zu sprechen von den Mordanschlägen gegen Atomphysiker durch die verbündete Regionalmacht Israel. Außerdem musste verhindert werden, dass das Land einen sicheren Pipeline-Zugang zum Mittelmeer erhielt. Was logischerweise Syrien in den Fokus der Kriegsinteressen brachte.

Aber bereits beim IRAN konnte man erleben, dass das Land trotz Putschversuchen und Kriegsdrohungen, dem Neokolonialismus der USA trotzten. Und gleiches geschah nun in Syrien. Kein Diktator dieser Welt könnte sich so lange an der Macht halten wie Assad, hätte er nicht die überwiegende Mehrheit der Bürger seines Landes auf seiner Seite. Und so bestätigen sogar Umfrageinstitute aus Katar, einem der Hauptfinanzierer des Bürgerkrieges, dass die Beliebtheit von Assad, jeden gewählten westlichen Führer vor Neid erblassen lässt.

Auf einem Nebenkriegsschauplatz wurde dann nebenbei noch Libyen zerstört. Und mit ihm ein Diktator, der sozial und afrikanisch dachte. Und der drohte, Afrikas Interessen zu bündeln und so den Neokolonialismus zu erschweren.

IRAN und Syrien sind also die ersten Länder, in denen das neokoloniale Projekt der USA zum ersten Mal zumindest teilweise scheiterte. Aber nun kommen wir zum Hauptprojekt. Das wir spätestens seit dem Buch von Zbigniew Brzeziński, "The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives", 1997, kennen. Darin erklärt der Vordenker amerikanischer Geopolitik, dass a) die Ukraine der Schlüssel zu Russland darstellt. Und b) dass Russland nicht erlaubt werden kann, alleine über die enormen Bodenschätze zu verfügen.

Diesmal reichte ein Putsch in Kiew, um die Ukraine unter US-Kontrolle zu bringen. Der allseits sicher bekannte Maidanputsch. Von dem wir jetzt dank BBC auch wissen, dass er mit Waffengewalt erzwungen worden war. Dass es in der Ostukraine zu einem Aufstand kam, war keineswegs unvorhersehbar. Ja im Gegenteil war es erwünscht. So konnte man Russland schwächen, dass sich zudem noch unbeliebt gemacht hatte, durch geschickte Diplomatie im Fall Syriens. Und nun konnte man von der Ukraine aus, Russland für einen eigenen Maidan vorbereiten.

Hier nun allerdings irren die Strategen in den US-Think-Tanks gewaltig. Ähnlich wie im Iran schließt der äußere Feind, klar erkennbar als USA, die Reihen im Inneren. Und Russland ist sehr leidensfähig, verfügt aber auch über unglaubliche Reserven, sowohl an so genanntem Humankapital, als auch Bodenschätzen. Während sich die USA auf die feindliche Übernahme der eurasischen Landmasse machen, ist dem Imperium aber ein weitaus gefährlicherer Gegner erwachsen. China.

Mearsheimer predigt seit vielen Jahren, dass es zu einem großen Krieg zwischen China und den USA kommen werde, dass er unausweichlich wäre, einfach weil China langsam aber sicher die Führungsrolle der USA übernehmen wird. Diese sich aber nicht damit abfinden könne.

DER HISTORISCHE FEHLER


Der historische Fehler der USA besteht nun darin, Russland als Feind identifiziert zu haben, und das Land von Europa abgespalten zu haben. Aus kulturellen, religiösen und vielen anderen Gründen, fühlt sich Russland viel näher zu Europa hingezogen, als zu Asien. Aber die USA fürchteten ein erstarktes Russland, das evt. auch noch Europa stärken könnte, wodurch womöglich Europa auf die Idee hätte kommen könnte, aus dem Vasallenstatus auszubrechen. Aber mit der Spaltung hatten die USA nicht nur das Hauptziel, Russland, geschwächt, sondern gleichzeitig Europa einen Dämpfer verpasst, weil die Sanktionen auf Dauer wesentlich größere Einbußen für Europa mit sich bringen werden, als für Russland.

Nun haben sich die USA also entschlossen, Russland abzuspalten. Logische, und zu erwartende Folge war die Hinwendung zu China. Für Europa geht ein riesiger und aufstrebender Markt für lange Zeit verloren, Milliarden von Marketinginvestitionen müssen abgeschrieben werden. Seit der Ukraine Krise ist dagegen der Handel mit China, und sind die Investitionen Chinas in Russland, sprunghaft angestiegen. China erkennt Russland als möglichen Kooperationspartner an, der ihm den Rücken freihalten soll, falls es im Pazifik zum Krieg gegen die USA bzw. dem Stellvertreter, Japan, kommen sollte. Und Russland sichert sich mit China und den anderen BRICS-Staaten, wirtschaftlichen, und im Zweifel auch kriegerischen, Rückhalt.

Damit bliebe den USA nur ein russischer Maidan. Aber zu oft haben die USA bereits diese Karte gespielt. Zu durchsichtig sind die Machenschaften. Und zu weitgehend bekannt die Tricks. Selbst mit Hilfe der Ukraine wird es nicht möglich sein, einen Maidan in Moskau zu konstruieren. Vermutlich deshalb konzentriert sich die US-Administration im Moment darauf, aufsässige Gebiete mit Terroristen zu unterwandern. Inbesondere militante Islamisten zu unterstützen. Damit soll zumindest in Teilen des Landes eine Situation, ähnlich wie in Syrien, erzeugt werden. Gelingt es nicht, kann man zumindest das "brutale Vorgehen des Regimes in Moskau gegen die eigene Bevölkerung" medial ausnutzen, und Russland so international schwächen.

DER NYMBUS DER UNBESIEGBARKEIT


Aber auch das funktioniert nicht wie früher. Trotz der aggressiven Politik, der Medienkampagne und trotz des Wirtschaftskrieges gegen Russland, wenden sich immer mehr Länder trotzig Moskau zu. Die USA haben offensichtlich ihren Nymbus der Unbesiegbarkeit verloren. Vielleicht haben es die westlichen Medien auch einfach mit ihrer einseitigen Propaganda übertrieben.

Aber gerade das könnte für die Welt gefährlich werden. Stellen die USA dies nämlich selbst fest, könnte ein "Beweis" drohen, dass sie doch "unbesiegbar" sind, und ein großer Krieg dadurch provoziert werden.

Das Ende der Kolonialzeit hat sich über 100 Jahre und mehr hingezogen. Sieht man die Krise des neoliberalen kapitalistischen Finanzsystems, dem die USA den größten Teil ihrer Macht verdanken, könnte der Neokolonialismus schneller in die gefährliche Endphase geraten.


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